Der Zwillingsspiegel: Der Zwilling, der grösste Kritiker und gleichzeitig der beste Ratgeber.
- Annika Viktoria Ritter
- 1. Juli 2024
- 11 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 17. Juli 2024
«Das nächste Getränk ist frei» sagt die Barkeeperin, nachdem Freddy auch eine Cola bestellt hat.
Die kleinen Vorteile, als Zwilling geboren zu sein, nutzen Freddy und Stefan. Die Beiden führen ein Zwillingsleben wie aus dem Bilderbuch. Sie sind zum Zeitpunkt des Interviews 40 Jahre alt, leben zusammen und können sich so ihren Traum erfüllen, so oft wie möglich überall auf der Welt Countrymusik zu hören. Sie wissen, dass sie einen Vorteil davon haben, als Zwillinge auf die Welt gekommen zu sein.
Heute treffe ich Stefan und Freddy Fankhauser. Die ersten Zwillinge, die ich live und zusammen für ein Interview treffe. Was mich wirklich freut, ist, dass ich Stefan sofort erkenne, obwohl ich nur per Mail mit ihm kommuniziert habe. Ich habe es einfach gespürt. Und die beiden finden das auch besonders. Von Beruf sind sie beide LKW-Mechaniker, arbeiten aber in unterschiedlichen Firmen. Und sie wohnen zusammen.
Meine erste Frage bezieht sich auf die Hierarchie und ob es zwischen Ihnen eine Rolle spielt, wer der Erstgeborene und wer der Zweitgeborene ist. Freddy ist der Erstgeborene und 5 Minuten älter als Stefan. Doch beide sind sich einig, dass sie sehr ausgeglichen sind und die 5 Minuten Unterschied in ihrem Leben keine grosse Rolle spielen. Sie hätten das aber von anderen Zwillingen gehört und es gäbe schon ein paar Details, die den Älteren ausmachen. Oft höre man, dass der Ältere schwerer sei, weil er den Jüngeren schon im Mutterleib geärgert habe. Es gäbe auch Sprüche, der Ältere sei immer ein bisschen weiter oder 5 Minuten schlauer, lachen sie. Stefan erwähnt, dass es bei einem Kaiserschnitt umgekehrt wäre. Je nach Lage wäre hier oft das Zweitgeborene das Erstgeborene.
Meine Frage, ob Stefan und Freddy die These vom Innenminister und Aussenminister kennen, bejahen sie sofort. Bei ihnen ist der Ältere der Innenminister und der Jüngere der Aussenminister, der erst einmal die Lage auskundschaftet. Stefan und Freddy objektivieren meine These, denn bei den meisten Zwillingen ist der Ältere der Aussenminister und der Jüngere der Innenminister.
Aber Stefan bestätigt, dass der Ältere schon eher den Ton angibt und dies zuhause einfach deutlicher zu spüren ist. Wenn es allerdings im Aussen heikle Themen gäbe, dann müsse der Jüngere zum Auskundschaften voran. Aber auch das sei sehr ausgeglichen, denn je nach Situation würden die Rollen getauscht.
3D-Spiegel: Was wir von eineiigen Zwillingen über Selbstliebe und Diversität lernen können?
1. Im Schatten der Zwillinge: die Geschwisterkinder
Freddy und Stefan haben einen jüngeren Bruder und wir sprechen über die Dreierkonstellation unter Geschwistern.
«Unser Bruder stand schon mehrheitlich im Schatten. Er war der Dritte und kam manchmal zu kurz», überlegen Stefan und Freddy.
Als Zwillinge wären sie automatisch mehr aufgefallen, da hätte es Situationen gegeben, in denen der jüngere Bruder neidisch war. Deshalb sei ihr Bruder auch seinen eigenen Weg gegangen. Sie hätten zwar Kontakt, aber das sei nicht mit ihrer Beziehung zu vergleichen.
Heute kann ich mir vorstellen, wie schwierig es für einen Menschen ist, wenn zwei Menschen, die sich so ähnlich sind, eine andere Meinung haben als man selbst. Es ist schön, wenn man beschützt wird, aber es ist auch schwierig, wenn man zwei gegen sich hat. Besonders für ein jüngeres Geschwisterkind.
Stefan erzählt, als sie klein waren und sich gestritten haben, hat ihre Mutter manchmal versucht zu schlichten und dann haben sie sich plötzlich gegen ihre Mutter gestellt.
«Schlussendlich haben wir gespürt, was der Bruder denkt», sagt Freddy. "Auch heute streiten wir uns noch über Kleinigkeiten, obwohl wir die gleichen Ideen und Ansichten haben", sagt Freddy.
Aber wenn sie es einmal ausgesprochen hätten, wäre es schon wieder in Vergessenheit geraten. Ihre Mutter hätte damit Mühe. Sie würden sich nicht so sehr in Frage stellen, wenn sie sich die Worte kurz und heftig an den Kopf werfen würden. Sie reflektieren, ob das bei Männern etwas kurzlebiger wäre, während Frauen länger darüber nachdenken. Aber ich kenne das auch als Frau und Zwilling sehr gut und frage, ob sie glauben, dass Zwillinge vielleicht eine andere Streitkultur haben.
Wir können uns schon vorstellen, dass der Streit etwas anders abläuft, weil wir uns schon immer kennen. In der Öffentlichkeit streiten sie sich nicht so oft, aber wenn sie auf Reisen sind, sagen gute Kollegen, dass sie sich streiten wie ein altes Ehepaar.
2. Eine Wohnung: halbe Miete
Stefan und Freddy wohnen zusammen und ich frage interessiert nach, wie das funktioniert. Unbewusst habe ich wohl immer davon geträumt, mit meiner Schwester zusammenzuwohnen und die Vorteile zu geniessen. Aber ich habe mir das nie erlaubt, weil ich immer unabhängig und selbstständig sein wollte.
Freddy erzählt, dass es für sie selbstverständlich war, weil sie gerne zusammen verreisen. So könnten sie sich vieles teilen und Geld sparen, und da sie keine hohen Ansprüche an eine Wohnung hätten und auch wüssten, wie der andere ticke, sei das recht einfach. Beruflich wären sie jedoch unterschiedliche Wege gegangen. 24 Stunden zusammen wäre auch für sie zu viel.
3. Eine der häufigsten Zwillingsfragen: TelEmpathie & Synchronizität bei Zwillingen
Ich stelle Stefan und Freddy eine dieser Zwillingsfragen, die wir alle immer wieder gestellt bekommen.
«Spürst du immer genau, was dein Bruder denkt?»
Es gab schon einige Erlebnisse dieser Art, die beeindruckend waren. Auf einer Motorradtour im Ausland hätten sie sich irgendwann verloren. Sie hätten sich automatisch in den anderen hineinversetzt und überlegt, wo der andere wohl hinfahren würde, um zu warten. Und 60 bis 70 Kilometer weiter hätten sie sich dann wieder getroffen. Es sei aber nicht so ausgeprägt, wie sie es von anderen Zwillingen gehört hätten. Zum Beispiel, wenn einer einen Unfall hätte und es dem anderen gleichzeitig schlecht ginge.
Was sie mehr erleben würden, wären diese Synchronizitäten. Der eine wäre krank, kurz darauf würde es dem anderen noch schlechter gehen. Oder einer bekäme eine Geschwindigkeitsbusse, die Woche darauf bekäme auch der andere eine Busse von CHF 20. Sie hätten aber auch schon von Zwillingsfrauen gehört, die unabhängig voneinander einkaufen gehen und sich dann das gleiche Kleid kaufen.
Ich musste schmunzeln, denn genau das hatte ich nach Jahren wieder einmal mit meiner Zwillingsschwester erlebt. Ich hatte ihr meinen neuen Mantel gezeigt, der damals sehr innovativ war. Sehr lang, sehr weit und hautfarben. Meine Schwester hat nur gelacht, ist mit ihrem Mobile zu ihrer Garderobe gelaufen und hat mir ein ganz ähnliches Modell gezeigt. Nur die Farbe war etwas anders. Wir hatten, trotz sehr sporadischem Kontakt, in zwei verschiedenen Ländern den fast identischen Mantel gekauft, der damals noch kaum in Mode war. Das ist schon so ein bekanntes Zwillingsding.
4. Die kleinen feinen Unterschiede: Ganz gleich und doch ganz anders.
Stefan und Freddy haben heute für mich und das Interview das gleiche Hemd angezogen. Bei Zwillingstreffen ist es Ehrensache, dass sie sich gleich anziehen. Überraschend ist in diesem Zusammenhang vielleicht, dass sie als Kinder nicht gleich angezogen waren. Sie haben oft die Kleidung anderer Kinder aufgetragen. Und sie hätten dann auch eher unterschiedliche Kleider gewählt.
Es seien die Kleinigkeiten, die sie unterscheiden würden. Ihre Mutter zum Beispiel könne sie immer auseinanderhalten. Allerdings sei Freddy eher ruhiger und Stefan etwas aufbrausender. Und obwohl sie zusammen wohnen, sei ihr Dialekt unterschiedlich. Sie würden in unterschiedlichen Kantonen arbeiten und so komme es, dass sie nicht mehr den gleichen Dialekt sprächen, den sie von ihrer Mutter gelernt hätten. Es gäbe Personen, die sie an ihrer Stimme und ihrer Sprechweise unterscheiden könnten.
Die Erfahrung, die sie gemacht haben, ist, dass die Art und Weise, wie andere Menschen einen anschauen und nach Unterschieden suchen, sehr unterschiedlich ist. Mal ist es die Zahnstellung, mal die Nase. Wirklich nur Kleinigkeiten. Ich kenne diese Beurteilungen von fremden Menschen und fand es immer schwierig, dass das Äussere einen in ruhig oder aufbrausend unterscheidet, obwohl es nur ein Mü ist. Aber das Gehirn hat sich dann gemerkt: «Ich bin aufbrausender». Und auch sie bestätigen, dass es eben oft nicht so deutlich wäre.
Wenn man Tag für Tag mit ihnen zusammen wäre, würde man die feinen Unterschiede bemerken. Ihren Freunden würden sie oft sagen, man müsse nur eine Woche mit ihnen in die Ferien fahren, dann könne man sie unterscheiden. Sie lächeln, als sie mir von einem Freund erzählen, der drei Wochen mit ihnen in den USA war und danach meinte, sie hätten sich auseinandergelebt.
„Er kann uns jetzt unterscheiden.“ sagt Freddy.
Denn durch die intensivere Nähe habe er unbewusst wahrgenommen, dass sie doch zwei verschiedene Persönlichkeiten seien. Wenn man sie nur ab und zu sehen würde, würden die Menschen in ihrer Umgebung die Unterschiede natürlich weniger wahrnehmen.
Ich freue mich sehr, denn ich habe das Gefühl, dass ich die beiden schon intuitiv voneinander unterscheiden kann. Ich frage sie, ob sie auch das Gefühl hätten, andere Zwillinge schneller unterscheiden zu können, weil „man“ mehr ins Detail schaut. Doch beide verneinen schmunzelnd. Sie denken, ich würde mir schon mehr Gedanken machen, wie ein Durchschnittsbürger!
Stefan erzählt, dass ihr damaliger Klassenlehrer, der sie von der fünften bis zur neunten Klasse täglich gesehen hat, sie nicht auseinanderhalten konnte. Sie hätten nie am selben Pult gesessen, hätten sich immer wieder in eine andere Ecke gesetzt, ohne dass er es bemerkt hätte. Die Kollegen hätten sie natürlich unterscheiden können, sagt Freddy.
Es käme darauf an, wie tief man in einen Menschen hineinschauen wolle und könne. Es gäbe Menschen, die würden eben nur oberflächlich schauen. Sie glauben aber weniger, dass sie mehr „Gespür“ für die Unterschiede von Zwillingen hätten. Sie hätten selbst Schwierigkeiten, Zwillinge zu unterscheiden, die sie nicht kennen. Freddy erzählt, dass auch er - vielleicht weil er ein Mann ist - zuerst auf die offensichtlichen Unterschiede schaut und länger braucht, um andere Zwillinge unterscheiden zu können. Deshalb hätten sie heute mehr Verständnis, wenn sie von anderen verwechselt würden. Und es wäre ihnen ziemlich egal, auch wenn es den Leuten peinlich wäre, wenn sie wieder den falschen Namen sagen würden.
5. Vorteilhafte Verwechslung
«Refill is for free”, sagte die Barkeeperin, weil sie nicht bemerkt hatte, dass sie zwei Personen bedient hatte.
Die lustigste Verwechslung ereignete sich in Las Vegas. Stefan ging mit Freunden direkt an die Bar, während Freddy kurze Zeit später zufällig bei derselben Barkeeperin seine Cola bestellte. Unbewusst hatte sie wohl registriert, dass eine «ähnliche» Person bereits bei ihr für seine Cola bezahlt hatte und machte bei Freddy die Bemerkung, dass er für das Nachfüllen nicht mehr bezahlen müsse.
Sie seien nicht einmal gleich gekleidet gewesen. Freddy hätte zunächst nicht verstanden, was die Frau meinte, und so bekamen sie «2 für 1».
So etwas passiert öfter. Als Freddy sich zum Beispiel an einem Glacéstand ein Eis holt, geht Stefan auch gleich los und wird mit dem Ausruf erwartet:
Hat es dir geschmeckt?
6. Austausch mit anderen Zwillingen.
Freddy und Stefan sind beide im Vorstand eines Zwillingsvereins in der Schweiz. Stefan im Schweizerischen Zwillingsverein: https://www.schweizerischerzwillingsverein.ch/kontakt/ und
Freddy im Vorstand des kantonalen Luzerner Vereins: http://www.zwillingsverein.ch/kontakt/. Der Luzerner Verein trifft sich einmal im Monat zu verschiedenen Anlässen mit anderen Zwillingen und ist damit der Aktivste.
Sie erzählen mir, dass sie als Kinder und Jugendliche kein Interesse an solchen Vereinen hatten. Heute geniessen sie es, Kontakt zu anderen Zwillingen zu haben und deren Geschichten und Lebenseinstellungen kennen zu lernen.
"Wir hören immer wieder von den gleichen Problemen und schönen Dingen, die das Zwillingsleben mit sich bringt", sagt Stefan.
Wir sprechen über die grossen Herausforderungen, die viele Zwillinge kennen. Weil sie immer zusammen unterwegs waren, wurden sie auch als Einheit gesehen. Wenn sie dann alleine unterwegs waren, wurden sie sofort auf ihren Bruder angesprochen. Das sei manchmal sehr deprimierend gewesen. Aber damit müsse man leben.
Im Verein bekämen sie ein neues Verständnis für das Zwillingsdasein, für das Privileg, aber auch für die Herausforderungen. Sie erzählen mir, dass sie als Kinder und Jugendliche eher schüchtern und zurückgezogen waren und nicht auffallen wollten, was als Zwilling kaum möglich war. Der Zwilling war dann oft auch ein Konkurrent. Jetzt, mit dem Zwillingsverein, würden sie alles, was das Zwillingsleben mit sich bringt, bewusster erleben.
7. Fremdschämen und Abfärben
Ich erzähle Stefan und Freddy, wie ich das Fremdschämen mit meiner Zwillingsschwester in hochpotenzierter Form erlebt habe, weil ich alles, was ich an mir nicht mochte, doppelt anschauen musste, und alles, was ich an mir mochte, gespiegelt mein Herz erwärmte. Als Zwilling weiss man, dass man ein Individuum ist, und doch wird man mehr als andere mit dem Spiegel seiner selbst konfrontiert. Man muss sich mehr fragen, ob man sich selbst mag, und je weniger kritisch man mit sich selbst ist, desto weniger kritisch ist man auch mit seinem Bruder oder seiner Schwester. Ich frage sie, ob sie das auch von sich kennen.
Sie erzählen mir vor allem von der Projektion, wenn ein Zwilling sich schlecht verhält, auf den anderen.
«Die Zwillinge haben Mist gebaut», hiess es dann, und beide mussten die Konsequenzen tragen.
Und natürlich kennen sie auch die Situation, dass man das, was der Bruder sagt, doppelt hinterfragt.
Freddy sagt: «Ja, der Bruder ist der grösste Kritiker.»
Stefan erzählt, dass sie in Australien Zwillingsschwestern kennen, die zusammen Musik machen. Wenn die eine auf der Bühne etwas erzählt, spürt er, wie die andere beobachtet und alles in Frage stellt.
«Das ist so, wie ein Zwilling immer schaut, was macht der andere jetzt, und dann kommt ein Einwand, das Gespräch wird unterbrochen, obwohl der andere noch gar nicht ausgesprochen hat!»
Stefan bestätigt, dass er sich und andere Zwillinge in dieser kritischen Beobachtung wiedererkennt. Gerade wenn man in der Öffentlichkeit stehe, sei das noch schwieriger.
Selbst der schärfste Kritiker zu sein, kommt beim Zwilling wie in einem Rückspiegel doppelt zurück. Weil man so miteinander verbunden ist, sieht man sich auch darin. Stefan und Freddy bestätigen mir dieses Gefühl und erzählen, dass sie umgekehrt natürlich auch den Bruder um Rat fragen können. Und wenn dieser die eigene Meinung unterstützt, dann weiss man, dass man richtig liegt.
Mir wird bewusst, dass es ein grosses Glück ist, als Zwillingskind in eine innere Sicherheit hineingeboren zu werden, weil man die Bestätigung vom Geschwisterkind bekommt. Und ich frage bei Ihnen nach, wie das Zwillingsdasein dabei hilft. Beide erzählen mir, dass ihr Selbstbewusstsein erst mit dem Erwachsenwerden gekommen ist. Als Kinder seien sie sehr schüchtern und selbstkritisch gewesen. Heute wüssten sie, was gut für sie sei. Natürlich würde es helfen, sich gegenseitig zu haben und zu bestätigen.
Twin-Tipp: Die Schattenarbeit mit Zwillingsblick zur Auflösung blockierter Energie
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Schritt 1: Konfrontiere dich. Setz dich genau gegenüber von einem leeren Stuhl und stelle dir eine Person, eine Situation oder ein Gefühl vor, das darauf sitzt. Schaue dir genau an, was dich stört oder anzieht und sprich das, was dich stört, im Detail an. Verwende dabei die Pronomen der dritten Person: «er, ihm, sie, ihr, sie, es, sie». |
Schritt 2: Sprich mit deinem Schatten. Im zweiten Schritt gehst du zum Du über und baust eine Verbindung zum Schatten in dir auf. Hier kannst du auch Fragen stellen: «Was bist du? Was willst du von mir?» Lass dann die entsprechenden Antworten vom Schatten zu dir kommen. Stell dir vor, was dein Gegenüber dir antworten würde und sprich es laut aus. Lass dich überraschen! |
Schritt 3: Ich sein: Zum Schluss wechselst du die Rollen und setzt dich auf den «leeren» Stuhl gegenüber. Du bist jetzt dein Schatten und sprichst in der ersten Person: Ich, mich, mir, mein. Erlaube dir, nicht nur Ähnlichkeiten mit deinem Schatten zu entdecken, sondern auch zu spüren, dass du es wirklich bist. Die Wiedervereinigung des Schattens ist vollzogen, wenn du ihn ganz fühlst und laut aussprichst: «Ich bin...». |
Eineiige Zwillinge: Die Abweichung von der Norm!
Warum werden untypische Lebensformen immer als abnormal angesehen, frage ich mich, nachdem ich Freddy und Stefan kennengelernt habe. Die beiden lieben und leben ihr Zwillingsleben in vollen Zügen, weil sie um die Vorteile wissen.
Mit einem Zwilling ist es in gewisser Weise einfach, auf engstem Raum zusammenzuleben, weil man das schon im Mutterleib gemacht hat. Und man fällt schnell auf, was die Kontaktaufnahme mit anderen Menschen erleichtert. Freddy und Stefan lernen viele interessante Menschen kennen, weil sie im Doppelpack viel leichter wahrgenommen werden. Man ist nicht allein und kann die Dinge ausleben, die einem Spass machen.
Das kann ich gut nachvollziehen. Heute gebe ich es zu. Denn ich selbst war die grösste Gegner*in dieses Konzepts. Aber heute frage ich mich, warum?
War ich es selbst oder war es die Familie und die Gesellschaft, die diese Art zu leben verurteilte? Am liebsten hätte ich einmal mit meiner Schwester zusammen in einer Stadt und in einer Wohngemeinschaft gelebt. Aber das hätte ich mir nie erlaubt zuzugeben. Nicht einmal vor meiner Schwester.
Freddy und Stefan sind beide im Vorstand Schweizer Zwillingsvereine. Sie reisen zu Country-Festivals und lernen Menschen aus der ganzen Welt kennen. Sie sind offen und hilfsbereit. Genau das ist mir auch bei den Zwillingstreffen besonders aufgefallen. Den Zwillingen dort war es wichtig, dass ich mich nicht einsam fühlte, denn ich war allein dort. Ich musste mich kaum anstrengen, um ins Gespräch zu kommen, ich konnte mich entspannen. Ich war nicht allein.
Was für eine Zwillingsoffenbarung.
Gerade als Zwilling wird einem auf dem Weg zum Selbstbewusstsein deutlicher, dass wir äusserlich und dazu zähle ich nicht nur den Körper, sondern auch den Geist fast identisch sein können. Und doch sind wir ganz anders und einzigartig. Wir alle haben eine einzigartige Seele mit eigenen Aufgaben, was wir hier erleben und erkennen wollen. Das ist mir als eineiiger Zwilling umso bewusster geworden, da alles andere so gleich ist.
Der Zwillingsspiegel ist nur ein äusserer Spiegel und kann uns als Reflexion dienen uns selbst als Individuum zu erkennen. Doch das gilt nicht nur für Zwillinge, sondern eben für alle Menschen. Wir spiegeln uns in jeder Person oder Situation in der wir uns befinden mit uns selbst. Doch was als eineiiger Zwilling deutlicher wird ist, dass erst wenn wir uns selbst lieben, wir auch die guten und die schlechten Seiten anderer Menschen akzeptieren können.
Die jeweilige Einzigartigkeit ist dann gleichwertig «nicht aber gleich». Denn Unterschiedlichkeit in der Gleichwertigkeit: Das ist Normalität.
Buche jetzt ein Coaching zusammen mit deinem Zwilling oder Partner und lerne dich und deinen Schatten kennen und integrieren.
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